Lipödem - das sollten sie wissen!
Was ist ein Lipödem?

Unter einem Lipödem versteht man eine vermehrte Fettansammlung. Es handelt sich dabei um eine chronische Erkrankung. Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung mit einer symmetrischen Fettgewebsverteilungsstörung, verbunden mit einer orthostatischen Ödemneigung._Der Begriff Lipödem setzt sich zusammen aus "Ödem" (Flüssigkeitsansammlung im Gewebe) und "Lip" (griechisch: Fett)._Bei der weitgehend symmetrischen Störung der Fettverteilung ist die Fettansammlung zumeist vom Nabel abwärts zu finden. In den meisten Fällen betrifft das Lipödem den Oberschenkel- und Hüftbereich, ist also im OBerschenkel betont (die sogenannten "Reiterhosen").

Weniger häufig ist das Lipödem distal im Unterschenkel betont, das heißt es sind vorwiegend die Unterschenkel betroffen. Hierbei ist charakteristisch, dass das Lipödem mit dem Knöchel aufhört, das Fett jedoch am Sprunggelenk überlappt.
Die Arme sind seltener betroffen. Ein zunächst proximal betontes Lipödem (Oberschenkel und Hüften) kann sich auf die Unterschenkel ausdehnen und umgekehrt.
Wer ist betroffen?_Das Lipödem betrifft praktisch nur Frauen. Es wird angenommen, dass das Fettgewebe beim weiblichen Geschlecht anders strukturiert ist als bei Männern. Das Lipödem ist eine anlagebedingte, also vererbliche Störung der Fettgewebsverteilung. Der Ausbruch und/oder die Verschlechterung der Krankheit wird durch eine Hormonumstellung im Körper verursacht. Bei vielen Patientinnen tritt das klinisch relevante (d. h. beschwerdenverursachende) Lipödem mit der Pubertät oder einer Schwangerschaft auf. Seltener ist das Eintreten der Wechseljahre oder eine Schilddrüsenoperation krankheitsauslösend.
Wie entsteht ein Lipödem

Diese Erkrankung ist vererbt. Zusätzlich beeinflussen Hormonstörungen, insbesondere Störungen zwischen dem Hormonhaushalt der Schilddrüse und dem der Eierstöcke, eine Verschlechterung._Bei familiärer Veranlagung zum Lipödem beginnt diese Erkrankung deutlich früher, wenn die Patientinnen mit der Einnahme der "Pille" früh begonnen haben
Häufige Symptome_Das Lipödem führt im Verlauf sekundär zu einem chronischen Lymphstau. Die Fettläppchen und Fettzellen sind im Bindegewebe verankert und umgeben von kleinsten Lymph- und Blutgefäßen. Eine Vermehrung der Fettzellen führt schleichend zu einem Zudrücken der feinsten Lymphgefäße. Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) führen außerdem zu einer vermehrten Wassereinlagerung ins Bindegewebe und zu einer Lockerung desselben.
Eine Begleiterscheinung des Lipödems ist also ein chronischer Lymphstau in den abhängigen Köprerpartien und eine Wassereinlagerung in ein sehr lockeres Bindegewebe. Dies erklärt die Beschwerden, wie sie regelmäßig angetroffen werden:
Schweregefühl in den Beinen Dies ist durch das Gewicht des vermehrten Fettgewebes und der Menge angestauter Gewebsflüssigkeit bedingt.

Angeschwollene Beine (Orthostatisches Ödem)_Vor allem bei längerem Stehen und/oder Sitzen nimmt die Flüssigkeitsansammlung in den Beinen zu. Es kommt zu einem Anschwellen, oft auch mit Schwellneigung der (sonst nicht betroffenen) Füße. Häufig berichten Betroffene, dass sie nachmittags Schwierigkeiten haben, ihre Schuhe anzuziehen.
Orangenhauptphänomen und Cellulite Bedingt durch die besonder Struktur des Bindegewebes und dessen Lockerung.
Vermehrte Entstehung von Blutergüssen (Hämatomen) in den betroffenen Körperteilen (bereits bei geringstem Anlaß)Gründe hierfür sind: Druck der Fettzellen auf die Gefäße; fehlende Festverankerung der kleinen Äderchen im Bindegewebe, daher Zerreißen bei Einwirkung von Schwerkräften.
Erhebliche Schmerzen in den Beinen; Berührungsschmerz Die Weiterentwicklung (Chronifizierung) des Lymphstatus führt zu einer Verhärtung des Gewebes (Induration), die extrem berührungsempfindlich und schmerzhaft sein kann.
Behinderung beim Laufen Besonders bei proximal betontem Lipödem scheuert die Haut an der Innenseite der Oberschenkel aneinander (wundlaufen). Dadurch kann es auch zu Entzündungen etc. kommen. Frühzeitiges Entstehen von degenerativen Gelenksveränderungen und Arthrosen: Vor allem am Knie (durch Fehlbelastung und Mehrgewicht).

Über die Schlagadern wird das Blut bis zum großen Zeh gepumpt. 90% des Blutes fließt durch die Venen zum Herzen zurück. Die restlichen 10% werden über das zweite Rücklaufsystem, die Lymphgefäße, zum großen Kreislauf zurücktransportiert.
Lymphflüssigkeit wird über kleine Poren von den Lymphgefäßen aufgenommen und nach oben gepumpt.Verengung der Lymphgefäße durch vermehrte Fetteinlagerung. Der Rückfluß der Lymphflüssigkeit ist damit blockiert.

Erscheinungsformen des Lipödems Einteilung des Lipödems
Fettgewebsvermehrung im Bereich TYP Ia: ohne Beschwerden_von Hüften und Po > (Reiterhosenphänomen) TYP Ib: mit Beschwerden
Das Lipödem reicht bis zu den Knien Typ IIa ohne Beschwerden_TYP II b:mit Beschwerden
Vollbild des Lipödems von Hüften bis Knöchel TYP IIIa:ohne Beschwerden_TYP IIIb: mit Beschwerden
Sonderform: auch die Arme sind betroffen TYP IV a: ohne Beschwerden_TYP IV b: mit Beschwerden
Sonderform: Beschränkung auf die Unterschenkel TYP V a: ohne Beschwerden_TYP V b: mit Beschwerden_e: Zusatz für einseitige

Das Lymphödem, das beim Lipödem sekundär, also in Folge der Fettgewebsvermehrung auftritt, wird in der medizinischen Fachliteratur häufig in 4 Schweregrade eingeteilt:
Stadium I Eindrückbar, spontan reversibel. Bildet sich _nach körperlichen Anstrengungen oder am _Ende des Tages; ist nach der Nachtruhe wieder_weg.
Stadium II Eindrückbar, reversibel bei Behandlung. Oft Komplikationen wie Ekzem und Erysipel (Wundrose). Ohne Therapie morgens zwar weniger, aber noch nachweisbar.
Stadium III Bindegewebe verhärtet (Fibrosklerose), nicht _Wegdrückbar. Nur noch verbesserbar, aber auch_bei Therapie bleibt Schaden am Bindegewebe _bestehen.
Irreversibles Ödem (stadium IV), Elephantiasis; Komplikationen bis zur bösartigen Entartung.

Faktoren, die zur Verschlechterung beitragen:
Vorhandensein von oberflächlichen Krampfadern
Das Blut, das in den Schlagadern vom Herzen in die Beine bis zum großen Zeh gepumpt wird, wird zu 90% in den Venen zum Herzen zurücktransportiert. Gegen die Schwerkraft, also von unten nach oben, fließt aber nichts von alleine. Das Blut muss aktiv nach oben gepumpt werden. Dies erfolgt mit jeder Bewegung der Beine, mit jedem Schritt. Deshalb sind in den großen Venen in kurzen Abständen Klappen eingebaut. Die Venenklappen funktionieren wie ein Ventil und lassen das Blut nur von unten nach oben fließen. Diese Klappen bei einer Thrombose häufig geschädigt oder gar zerstört. Bei einer angeborenen Bindegewebsschwäche dehnen sich die Venen im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten häufig _so aus, dass die Venenklappen nicht mehr schließen und sich das Blut ins Bein zurückstaut. _Dies wird durch Faktoren wie Steh- oder Sitzberufe, Schwangerschaft, Hormonbehandlung, extremes Übergewicht, schwere körperliche Arbeit (v.a. bei Wärme) begünstigt. Die dadurch erweiterten Venen werden „Krampfadern“ genannt.
Schädigung des tiefen Venensystems_Es kann aber auch das Tiefvenensystem treffen, das für die Zirkulation insgesamt viel wichtiger ist, und dessen Transportkapazität viermal der des oberflächlichen Systems entspricht. Durch den Druck der Blutsäule in den Krampfadern oder in den tiefen Venen werden ins Gewebe (interstitieller Raum) Flüssigkeit und/oder feste Substanzen abgegeben. Diese Flüssigkeit wird normalerweise über die Lymphbahnen zum Herzen zurücktransportiert. Die übrigen 10% werden im System der Haargefäße (Kapillaren) als eine eiweißreiche, klare Flüssigkeit abgefiltert, die als Lymphe bezeichnet wird.
Durch die Vermehrung der lymphpflichtigen Last werden die bereits zugedrückten Lymphbahnen in ihrer Transportkapazität noch mehr überfordert und schwellen an. Aus diesem Grund ist bei Patientinnen mit Lipödem grundsätzlich eine phlebologische Untersuchung des Venensystems indiziert, das Krampfadern sowohl vermieden als auch gut behandelt werden können.
Im Gegensatz zum Lymphödem treten Lipödeme stets symmetrisch auf. Dabei kommt es zu „säulenartigen“ Veränderungen und Deformierungen der Beine. Typisch sind die „Reiterhosen“ an Po und Hüften. Dehnt sich die Erkrankung weiter nach unten aus, spricht man von „Suavenhosen“, da die Deformierungen in der Regel am Fußknöchel enden, das Fett jedoch überlappt.
Lipödeme sind schmerzempfindlich gegen Druck und Berührung. Im fortgeschrittenen Stadium verursachen bereits engeranliegende Kleidungsstücke Schmerzen. Im Gegensatz zum Lymphödem ist das „Stemmer'sche Zeichen“ bei Lipödemen stets negativ.

Erkennungszeichen für Lipödeme im Überblick:
o Negatives „Stemmer'sches Zeichen“
o Symmetrische Schwellungen
o Berührungs- und Druckschmerz; Berstungsschmerz
o Häufig „Besenreisernester“ im seitlichen Bereich der Oberschenkel
o Neigung zu Blutergüssen
o Familiäre Vorbelastung
o Haut weich, knotig, typische Dellen
o In einigen Fällen sind ebenfalls die Arme betroffen
Viele Betroffene haben bereits eine Reihe von Diäten hinter sich. Doch auch extreme Fastenkuren ändern nichts am Beinumfang einer Lipödempatientin. Ebenso wenig erfolgreich sind medikamentöse Behandlungen oder ein isoliertes Sportprogramm. Dagegen hat sich eine Behandlung bewährt, die Kompression mit Bewegung kombiniert.
Es gibt keine Medikamente zur Behandlung des Lipödems.

Eine operative Fettabsaugung (Liposuktion) ist stets mit Risiken verbunden, oft aber das beste Mittel, ein aggressives Lipödem zu stoppen, bevor auch das Lymphsystem geschädigt ist.
Große körperliche Belastung
Eine Vermehrung der lymphpflichtigen Last kann auch durch zu große körperliche Aktivität entstehen. Hierbei sind die Grenzwerte natürlich individuell verschieden. Durch den Mehrbedarf der Beinmuskulatur an Sauerstoff und Energie bei meist ungewohnten körperlichen Anstrengungen, muss das Herz pro Zeiteinheit mehr Blut ins Bein pumpen, das Herzzeitvolumen steigt. 10% davon fallen prinzipiell als Lymphflüssigkeit an; damit steigt die Belastung des Lymphsystems. Manche Betroffene berichten von einer Zunahme der Beschwerden nach anregenden Getränken, z. B. Kaffee, Cola, Schwarztee, Sekt oder Wein. Coffein und Alkohol regen die Mikrozirkulation in den kleinsten Gefäßen an und führen so zu einer vermehrten Inanspruchnahme des Lymphsystems.
Komplikationen des Lipödems
An erster Stelle der möglichen Komplikationen zu nennen sind Verschleißerkrankungen der Gelenke (bevorzugt der Lendenwirbelsäule, Hüft-, Knie- und Fuußgelenke)._Eine zweite Komplikation ist die Entwicklung von Lymphödemen. Speziell im Stadium III des Lipödems kommt es durch zunehmende Einengung der Lymphgefäße durch das wuchernde Fettgewebe zur Lymphabflußstörung. Bei fortschreitender Erkrankung können so Lymphödeme größeren Ausmaßes zusätzlich zu einem Lipödem hinzukommen. Im Gegensatz zu reinen Lymphödemen, die meist auf beiden Seiten unterschiedlich ausgeprägt sind, ist die Entwicklung eines Lymphödems im Rahmen einer Lipödemerkrankung immer symmetrisch._Dritte Komplikation - Gewichtszunahme! Speziell - wie anfangs erwähnt, durch psychisch depressive Faktoren kommt es beim Lipödem häufig zur Gewichtszunahme. Hiermit wird das Risiko zu den weiteren Komplikationen wie Gelenkverschleißerkrankungen oder Entwicklung eines Lymphödems drastisch verstärkt.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt
1           Diäten und Fastenkuren_Das Lipödem ist nicht ernährungsbedingt und daher durch Diäten und Fastenkuren nicht beeinflußbar!_Häufig leiden die Betroffenen an einer starken Störung ihres Selbstwertgefühls. Ihnen wird allzu oft eingeredet, ihre Erkrankung wäre auf Fehlernährung zurückzuführen. Dies erfahren sie nicht nur durch ihre Familie und ihr privates/berufliches Umfeld, sondern leideroft auch durch fachunkundige Kinder- und Hausärzte. Durch diese massive Außenbeeinflussung glauben viele Betroffene letztendlich wirklich, die Symptome wären ernährungsbedingt und starten die ersten Fastenkuren.
Die damit erzielte Gewichtsreduzierung hat jedoch keinerlei Einfluß auf die Beinumfangsmaße. Außerdem bewirkt eine Diät eine Umstellung des Organismus auf Sparflamme, so dass die nachfolgende wieder "normale" Nahrungsaufnahme zu einem überschießenden Gewichtsanstieg (meist an den Beinen zuerst!) führt.
Häufig sind Eßstörungen jedoch eine Begleiterscheinung des Lipödems._Spätestens, wenn die Beine berührungsempfilich werden und bei jeder Berührung Schmerzen und Hämatome auftauchen, ist das Sexualleben massiv beeinträchtigt. Als Folge davon suchen die Betroffenen oft nach einer Ersatzbefriedigung, häufig in einer übermäßigen Nahrunsaufnahme. Dies führt in vielen Fällen zu einer behandlungsbedürftigen Eßstörung. Hier gibt der Aufenthalt in einer Lymphklinik die Möglichkeit, wieder zu einem gesunden Eßverhalten zurückzufinden.
1 Medikamentöse Behandlung_Das Lipödem ist durch Medikamente (weder durch Tabletten, noch durch Salben) nicht beeinfluß- oder heilbar!
         Sport_Die ideale sportliche Tätigkeit beim Lipödem ist Schwimmen. Hier findet die muskuläre Tätigkeit im Horizontalen statt, so dass keine Gefahr eines bei senkrechter Körperhaltung auftretenden Ödems (orthostatisches Syndrom) droht. Auch Fahrradfahren wirkt günstig. Empfohlen werden können auch Gymnastik, Spaziergänge, leichtes Joggen.
3           Kosmetische Korrekturen_Eine Liposuktion (Fettabsaugen) ist eine häufig angewandte Behandlungsmöglichkeit. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit bei einigen Fällen keine Verbesserung erzielt werden konnte. Werden bei dieser Behandlung die Lymphbahen beschädigt, kann es sogar zu einer Verschlechterung kommen. Von einer Entscheidung zur Liposuktion sollten Sie sich über alle möglichen Nebenwirkungen, die auf Sie zukommenden Kosten und die Langzeitergebnisse dieser Methode aufklären lassen. Konsultieren Sie eventuell verschiedene Ärzte!
4           Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung_Die einzig anerkannte und hochwirksame Behandlungsmöglichkeit ist die Kombination von manueller Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung. Dabei werden mittels einer speziellen Massagetechnik die Lymphbahnen geöffent. Während einer Sitzung von z. B. 45 Minuten werden bei der Ganzbehandlung aus jedem Bein ca. 500 ml Lymphe und Wasser bewegt. Damit der Effekt läner anhält, muss sowohl Lymphe als auch Blut zu den tieferliegenden, größeren Venen bzw. Lymphsammelgefäßen gedrückt werden.
Zusätzlich ist unbedingt eine Versorgung mit medizinischen Kompressionsstrümpfen oder Strumpfhosen notwendig.
Beim Lipödem sind die Beine oft außerhalb jedes Normmaßes, so dass maßgefertigte Strümpfe in hohen Kompressionsklassen notwendig sind. Intermittierende, apparative Kompressionsbehandlung mit Mehrkammergeräten scheinen beim Lipödem einen günstigen Einfuß zu haben und sind zusätzlich notwendig, wenn die Zahl der manuellen Lymphdrainagen (MLD) nicht erhöht werden kann.

Ambulante oder stationäre Behandlung?
Ein Lipödem im Stadium I wird normalerweise ambulant behandelt. Ab dem Stadium II muss eine stationäre Behandlung zumindest als Erstmaßnahme erwogen werden. Dies hat mehrere Gründe:
1 Die Erkrankung bedarf einer ständigen Behandlung. Wird sie unter- oder abgebrochen, werden sich der Befund und die Beschwerden wieder mehr oder weniger schnell verschlechtern. Das Leiden ist anlagebedingt; eine Ursache, die therapeutisch angegangen werden kann, gibt es daher nicht.
2 Die sehr oft jungen Betroffenen müssen von einer Notwendigkeit, Kompressionsstrumpfhosen konsequent zu tragen, überzeugt werden. Das gelingt naturgemäß eher, wenn ein Effekt sichtbar wird. Zwar bringt eine ambulante Behandlung in vielen Fällen eine deutliche Minderung der Beschwerden, jedoch keine nennenswerte Umfangsabnahme der Beine.
3 Die Betrofenen haben in den meisten Fällen (je jünger, desto öfter) ein sehr gestörtes Selbstwertgefühl. Häufig ist es hilfreich, in einer Gruppe mit Leidensgenossinnen zu sein, die die gleichen Probleme haben und mit denen ein Erfahrungsaustausch möglich ist. Viele Frauen sind nach einem Aufenthalt in einer Lymphklinik innerlich wie verwandelt und zeigen wieder eine positive Lebenseinstellung.
4 Ab dem Stadium II kann eine wirksame Entstauung, die mit einer meßbaren Umfangs- und Volumenreduktion einhergeht (ca. 1 - 1,5 ltr. Pro Bein oder 5 - 12 cm am Oberschenkel weniger) bei einem ambulant tätigen Lymphtherapeuten aufgrund der hierfür benötigten Zeitspanne nicht mehr erzielt werden.

Stationäre Behandlung in einer Lymphklinik
Eine optimale Behandlung, wie sie wohl nur in einer Lymphklinik durchgeführt werden kann, sieht wie folgt aus:
1 Manuelle Lymphdrainage morgens und abends als Ganzbehandlung über mindestens 45 Min., dabei Atemübungen und entstauende Bewegungsübungen.
2 Anschließende Bandagierung der Beine mit speziellen Schaumstoff- und textilelastischen Kurzzugbinden.
3 Eventuell intermittierende apparative Kompression für 30 - 60 Minuten (evtl. 2 mal täglich).
Hierzu kommen noch unterstützende Maßnahmen wie:_- Ernährungsberatung_- Reduktions- und Vollwertkost_- Schmerztherapie_- Fahrradergometrertraining _- Wanderungen_- Psychologische Betreuung.
Die Patientinnen sind mit der Therapie den ganzen Tag beschäftigt. Nur durch diese intensive Maßnahmen können nennenswerte Umfangsreduktionen erreicht werdne. In den ersten beiden Wochen ist der Behandlungserfolg noch relativ gering. Der größte Fortschritt ist in den meisten Fällen nach ca. 4 Wochen zu erwarten. In schweren Formen mit sekundärem Lymphödemstadium kann die Behandlung auch länger erforderlich sein.
Anschließende ambulante Behandlung_Nach erfolgter Versorgung mit Kompressionsstrümpfen muss dann zuhause eine konsequente, dauerhafte Fortsetzung dieser Behandlung erfolgen:
Ein bis zwei mal manuelle Lymphdrainagen in der Woche, dauerndes Tragen der Kompressionsstrumpfhose und, falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, zusätzliche Verordnung eines Gerätes zur apparativen, intermittierneden Kompression durch den betreuenden Hausarzt oder Phlebologen. Diese Maßnahmen dienen zur Sicherung des Behandlungserfolges in der Lymphklinik.
In vielen Fällen mag das ausreichend sein. Es gibt aber häufig die Situation, dass trotz guter Mitarbeit der Patienten und Erhöung der wöchentlichen Lymphdrainagen, zusätzliche Stunden im "Lymphomaten" und eventuel eine Erhöhung der Kompression durch stärkere und/oder zusätzliche Kompressionsstrümpfe keine Besserung erzielt wird, sondern eine kontinuerliche Verschlechterung eintritt. Dies kann sich in Form einer schleichenden Umfangszunahme und/oder zunehmenden Stauungsbeschwerden/Schmerzen äußern.
Tritt dies trotz aufgeschlossener und aktiver Therapieteilnahme der Patienten auf, d. h. sind Complianceprobleme als Grund ausgeschlossen, wird sich ein erneuter stationärer Aufenthalt in eienr Lymphklinik nicht umgehen lassen. Auch weitere stationäre Behandlungen im Laufe der Jahre müssen in Betracht gezogen werden, wenn die Möglichkeiten der ambulanten Behandlung vor Ort ausgeschöpft sind.

Dr. Schmeller
Operative Therapie_Bis Anfang der 1990er-Jahre wurde die operative Therapie des Lipödems noch mittels großflächiger Lipektomien oder mit großen und zum Teil scharfen Absaugkanülen in Vollnarkose ohne vorherige Auffüllung des Subkutangewebes mit Flüssigkeit („dry technique“) durchgeführt. Bei diesen Vorgehensweisen gab es - neben häufig schlechten kosmetischen Ergebnissen - teilweise auch lebensgefährliche Blutungen sowie Lymphgefäßverletzungen mit persistierenden Schwellungen postoperativ (34). Aufgrund dieser Nebenwirkungen wurde das operative Vorgehen zu Recht kritisch beurteilt (12)._Durch Einführung der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) (19) und den Einsatz stumpfer Mikrokanülen (2 bis 4 mm Durchmesser) steht demgegenüber heute eine sichere Operationsmethode zur Verfügung. Die weltweit angewandte Liposuktion hat sich inzwischen zu einem Standardverfahren entwickelt, welches bei Beachtung international etablierter Leitlinien ungefährlich und sehr komplikationsarm ist (29). Durch Einführung der Vibrationsliposuktion wurde eine weitere Verringerung der Gewebetraumatisierung erzielt. Die mit hoher Frequenz (4 000 Hz) vibrierenden Mikrokanülen saugen nur noch das locker zwischen den Bindegewebsstrukturen liegende Fett an und schonen umliegende Nerven und Gefäße weitgehend. Dies bewirkt eine schnellere Heilung und noch bessere kosmetische Ergebnisse (30). Bezüglich des Betäubungsverfahrens gilt die Tumeszenz-Lokalanästhesie als Methode der Wahl. Dabei werden mehrere Liter einer 0,036-prozentigen Betäubungslösung mit einem Gemisch aus Lidocain und Prilocain in den Subkutanraum infiltriert („wet technique“); bei der Absaugung wird dann ein Fett-Lösungs-Gemisch entfernt. Da pro Eingriff nicht mehr als vier Liter reines Fett entfernt werden sollten, sind je nach Ausmaß des Befundes zwischen ein und vier Operationen im Abstand von meh-_reren Monaten notwendig. Erfahrungen spezialisierter Zentren zeigen, dass damit nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Patientinnen deutlich optimiert wird und harmonische Körperproportionen wieder hergestellt werden; zusätzlich werden insbesondere die Ödeme und die Schmerzempfindlichkeit des Gewebes beseitigt oder zumindest deutlich reduziert (6,7,22,25,27,28,31). Da postoperativ immer kurzfristig eine vermehrte Schwellneigung auftritt, sollte die physikalische Therapie bereits wenige Tage nach dem Eingriff begonnen beziehungsweise weitergeführt werden._Das früher beschriebene Risiko der Lymphgefäßschädigung durch die Liposuktion mit nachfolgendem Auftreten eines Lymphödems konnte bei Einsatz der neuen Methoden bisher weder experimentell noch klinisch beobachtet werden. Anatomische Untersuchungen nach Absaugung in Längsrichtung der Extremitäten konnten keine Schädigungen epifaszialer Lymphgefäße nachweisen (13). Nachbeobachtungen an 19 Patienten über einen Zeitraum von acht Jahren - inzwischen zehn Jahren (S. Rapprich, pers. Mitteilung) - zeigten weder eine vermehrte Schwellneigung noch eine Progredienz der Erkrankung (25). Eigene Ergebnisse mit einem Nachbeobachtungszeitraum von derzeit bis zu 24 Monaten können die bezüglich des Aussehens und der Beschwerden beschriebenen ausgeprägten Verbesserungen bestätigen
Als Kontraindikation der Liposuktion beim Lipödem gilt nach derzeitigem Wissensstand ein begleitendes Lymphödem. _Stellenwert der Therapiemaßnahmen_Die vorgestellten Therapien sind in den Lipödem-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie aufgeführt (39). Inzwischen empfehlen auch primär konservativ ausgerichtete Kollegen ein operatives Vorgehen (10,18,21,38). Es muss jedoch klar gesagt werden, dass nach der Fettabsaugung das Lipödem nicht vollständig beseitigt ist. Die Basistherapie in Form der KPE muss meist - allerdings in deutlich verringerter Frequenz und Stärke - weitergeführt werden. In manchen Fällen können die Patienten zeitweise ganz auf eine Kompressionsbestrumpfung verzichten, oft kann ein Strumpf einer niedrigeren Kompressionsklasse getragen werden. Im Gegensatz zur konservativen Therapie werden allerdings die Kosten für die operative Therapie bisher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, da die Fettabsaugung nicht in deren Leistungsspektrum aufgeführt ist. Die Liposuktion gilt als neue Behandlungsmaßnahme, zu welcher der Bundesausschuss bisher noch keine Empfehlung gemäß den Richtlinien nach § 92 Abs. 1,2 SGB V ausgesprochen hat. Bisher wurde nur in ganz wenigen Ausnahmefällen eine Erstattung gewährleistet, wenn der behandelnde Arzt bescheinigte, dass durch die Fortsetzung der konservativen Therapie keine weitere Besserung bestehender oder zunehmender Beschwerden möglich war. _Aspekte der Qualität _Sowohl die konservativen als auch die operativen Verfahren müssen durch qualifizierte Fachkräfte mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung durchgeführt werden
Zu Beginn der Therapie ist der Aufenthalt in einer lymphologischen Fachklinik sinnvoll, da hier neben einer optimalen Ödementstauung eine eingehende und für den Rest des Lebens entscheidende Schulung der Patientinnen möglich ist. Später kann die physikalische Ödemtherapie von speziell ausgebildeten Lymphtherapeuten in Wohnortnähe weitergeführt werden. Auch die Liposuktion sollte unbedingt in spezialisierten Zentren durchgeführt werden
Entscheidend ist hierbei neben apparativen Voraussetzungen (Einsatz der gewebeschonenden Tumeszenz-Lokalanästhesie mit vibrierenden Mikrokanülen) eine langjährige Erfahrung des Operateurs mit dem Verfahren der Fettabsaugung und mit dem Krankheitsbild des Lipödems. Aufgrund der notwendigen Vor- und Nachbehandlung ist eine enge Kooperation mit Lymphkliniken beziehungsweise -therapeuten sinnvoll. _Resümee_Anhand klinischer Kriterien lässt sich das Lipödem frühzeitig erkennen und behandeln. Heutzutage wird die Kombination von konservativen und operativen Maßnahmen als Optimum für die Betroffenen angesehen. Die komplexe physikalische Entstauungstherapie muss ein Leben lang konsequent durchgeführt werden. Die nicht aus kosmetischer, sondern aus medizinischer Indikation eingesetzte Liposuktion sollte in frühen Stadien der Erkrankung erfolgen. Aufgrund des verbesserten Aussehens und der Schmerzreduktion beziehungsweise -beseitigung wird eine ausgeprägte Steigerung der Lebensqualität erreicht, wie sie früher nicht vorstellbar war. Postoperativ kann sowohl die Zahl als auch die Intensität der physikalischen Therapiemaßnahmen deutlich reduziert werden.Beitrag:Deutsch Arzteblatt  2005; 102: A 1061-1067 [Heft 15]_Anschrift für die Verfasser:_Prof. Dr. med. Wilfried Schmeller_Hanse-Klinik_St.-Jürgen-Ring 66_23564 Lübeck_E-Mail: ws@hanse-klinik.com

Dr, Cornely uit Düsselforf schreibt:
Kolumne für DermaForum: Lipödem und die Differentialdiagnosen (Teile 1-5) _Teil 1:_Die klinische Untersuchung ist die Basis der Diagnose Lipödem. Vielfach gehen die Begriffe in der Beschreibung der Fettvermehrung an Armen und Beinen der Patientinnen jedoch durcheinander. So gehört das Lipödem sicherlich zu den häufigsten Fehldiagnosen bzw. zu den häufigsten Diagnosen, die fälschlich nicht gestellt werden. _Deshalb soll in diesem ersten Beitrag zu "Fakten, Zahlen und anderen Geschichten" rund ums Lipödem die Nomenklatur noch einmal dargestellt werden. __Ein Lipödem tritt grundsätzlich nur an Armen oder/und Beinen auf. In der Literatur werden bis zu 2 % der Kombination des Lipödems von Arm und Bein angegeben. Ich denke, daß aus meiner klinischen Erfahrung heraus diese Zahl viel zu klein angesetzt ist. Mag auch das Patientenkollektiv in der Düsseldorfer Praxis selektioniert sein, so finden wir doch bis zu 30 % der Patientinnen mit einem Befund an allen 4 Extremitäten. __Was ist nun der Unterschied zwischen einem Lipödem, einer Lipohypertrophie, einem Lipolymphödem und einem Lymphödem? __Mit Lipohypertrophie bezeichnet man die Zunahme des Fettgewebes an den Extremitäten in Dysproportion zum Stamm. Das wichtigste Kriterium der Lipohypertrophie ist die distale Begrenzung am oberen Sprunggelenk bzw. am Handgelenk. Eine Lipohypertrophie geht nie über den Bereich des Hüftgelenkes respektive der Schulter hinaus auf dem zentralen Stamm. Die Umfänge sind immer nahezu symmetrisch, eine Lipohypertrophie ist grundsätzlich an beiden jeweiligen Extremitäten, also Beinen oder Armen symmetrisch angelegt, sie ist schmerzlos auf Druck oder Kneiftest, sie hat keine erhöhte Gefäßfragilität. Die Lipohypertrophie ist genetisch fixiert, sie kommt nur bei Frauen vor. Bei Männern tritt diese Veränderung der Fettverteilung als Störung lediglich bei unphysiologischen Östrogenspiegeln auf. Dies entspricht bei Männern den krankhaften Zuständen unter Chemotherapie oder dem Zustand nach Kastration. __Ein Lipödem ist in seinen Ausdehnungen und Maßen der Lipohypertrophie ähnlich. Es unterscheidet sich von der Lipohypertrophie der Extremitäten lediglich durch eine klinisch eindeutige Druckschmerzhaftigkeit sowie durch eine deutlich erhöhte Gefäßfragilität. Dies bedeutet, daß die Patienten bei leichtem Touchieren mit Hämatomen reagieren. Die Druckschmerzhaftigkeit ist offensichtlich Ausdruck eines lymphostatischen Ödems. Falsch wäre von dem Befund des lymphostatischen Ödems auf eine Minderanlage der Lymphgefäße zu schließen. Hierfür gibt es bislang keine radiologisch gesicherten Beweise. _Soeben publizierte Untersuchungen von Dr. Brauer, Emmendingen belegen, daß entgegen der bisherigen Annahme Lipödeme eine deutlich höhere Transportkapazität für Lymphe in der indirekten Lymphszintigraphie haben. Diese Transportkapazität ist altersabhängig. Im Klientel unter 35 noch im Anstieg begriffen kommt es jenseits der 50 zu einem Abschwung dieser durch den Uptake dargestellten Kapazität. _Über die besondere Diagnostik von Lipödemen und seinen differentialdiagnostischen Extremitätenschwellungen werde ich an anderer Stelle berichten. __Lipolymphödeme liegen dann vor, wenn zusätzlich zum Lipödem, also der durch Gefäßfragilität und orthostatisches Ödem komplizierten Lipohypertrophie, ein ausgeprägtes lymphostatisches Ödem im Sinne des Lymphödems vorliegt. Diese Lymphödemkomponente geht nicht selten mit den dermatologischen Zeichen der Lymphgefäßschädigung einher. Die Stase setzt sich bis in die Haut fort. Papillomatosen sind bei diesen Patienten nicht ungewöhnlich. Ebenso ist bei diesen Patienten das Stemmer'sche Zeichen häufig positiv. Dies bedeutet, daß die Lymphödemkomponente über die Lipödemgrenze des oberen Sprunggelenks hinaus bis auf den Fußrücken und die Zehen nachweisbar ist. Hier muß deutlich unterschieden werden zwischen dem reinen Lipödem und der kombinierten Erkrankung Lipohypertrophie. _Die Untersuchung kann ebenfalls klinisch erfolgen, das Zeichen nach Kaposi-Stemmer ist im Falle eines Lipolymphödems eindeutig. Man versteht unter diesem, zuletzt von Robert Stemmer, dem in diesem Jahr verstorbenen weltberühmten französischen Phlebologen, eine Untersuchung an der zweiten Zehe beider Füße. Läßt sich an dieser zweiten Zehe eine Hautfalte emporheben und zusammenkneifen, so liegt kein Lymphödem der Zehen vor. Ist jedoch eine solche Hautfalte nicht darstellbar, ist das Zeichen nach Kaposi-Stemmer positiv. __Während alle bisher genannten Schwellungen an Armen oder Beinen symmetrisch sind, ist die letzte der vier Differentialdiagnosen, das Lymphödem häufig einseitig anzutreffen. _Wir unterscheiden primäre und sekundäre Lymphödeme. Die sekundären Lymphödeme kommen in der überwiegenden Vielzahl vor. Literaturangaben zufolge entstehen primäre Lymphödeme bei ca. 14 % der Patienten. Beim Lymphödem handelt es sich nicht um eine anlagebedingte Schwellung der Extremitäten, sondern um eine sekundär eingetretene Schädigung des Lymphgefäßdrainagesystems oder eine anlagebedingte Minderkapazität dieses Systems. Dies kann bedingt sein durch Fehlanlage oder gar Aplasie. Die Diagnose des Lymphödems mag primär ebenfalls klinisch gestellt werden, sinnvoller ist es jedoch bei Lymphödemen grundsätzlich, auch wenn sie klinisch noch so eindeutig zu sein scheinen, eine indirekte Lymphszintigraphie und indirekte Lymphangiographie wenigstens einmal durchzuführen. Nur durch diese Untersuchung kann dem Kliniker und dem Patienten eine relative Sicherheit gegeben werden bezüglich der Entwicklung und Prognose unter Therapie durch manuelle Lymphdrainage und Kompression. _Im Vorgriff auf weitere Diskussionen sei an dieser Stelle schon unterstrichen, daß Lymphödeme, primärer oder sekundärer Genese, in der Regel keiner operativen Therapie zugeführt werden können. Einzige Ausnahme stellen zur Zeit im deutschsprachigen Raum die Lymphgefäßtransplantationen nach sekundärem Lymphödem beim Mammacarcinom dar, so wie sie von Prof. Baumeister in München durchgeführt werden. __Während die Sachlage beim Lymphödem klar ist, werde ich in den nächsten Monaten im Rahmen dieser Kolumne zu "Fakten, Zahlen und anderen Geschichten" als Vorbereitung auf den im Juni in Düsseldorf stattfindenden Kongreß zum Lipödem erläutern, welche therapeutischen Optionen bei den anderen drei Differentialdiagnosen der lipolymphogenen Arm- und Beinschwellungen der Frau gegeben sein könnten. __
Teil 2:_Nach der Darstellung der Differentialdiagnosen soll heute versucht werden einzugrenzen, welche Maßnahmen zur Diagnostik hinreichend und notwendig erscheinen.__Das Lipödem wird prima vista durch eine klinische Diagnostik gestellt. Eine säulenförmige Deformierung der Extremitäten als Dysproportion zum schlanken Oberkörper mag ein hinreichendes Argument für die Differentialdiagnostik des Lipödems darstellen. _Im Rahmen einer Studie untersuchen wir zur Zeit inwieweit hierüber hinausgehende apparative Diagnostik die Festlegung der Diagnose "Lipödem" verifizieren kann. Wir empfehlen in diesem Zusammenhang nach einer ausführlichen Anamnese des Beschwerdebildes der Patienten, in der die Untersuchung auf Druckschmerzhaftigkeit mittels eines Kneiftestes an den Beinen respektive den Armen die Frage nach der Entwicklung von Hämatomen auf Minimaltrauma sowie die Häufung dieser Dysproportion bei weiblichen Familienangehörigen in genetischer Linie und die Unmöglichkeit der Umfangsverminderung durch diätetische oder andere konservative Maßnahmen geklärt ist, eine sorgfältige Untersuchung des Gefäßsystems. _Neben der üblichen phlebologischen Diagnostik, welche eine Stamm- oder Seitenastvaricosis darstellen kann und eine arterielle Durchblutungsstörung durch einfache Druckmessungen ausschließen kann, halten wir es für sinnvoll zur Abgrenzung der therapeutischen Interventionen eine Lymphszintigraphie der betroffenen Extremitäten durchzuführen. Im Falle der Planung einer operativen Intervention an den Extremitäten durch Liposuction - eine therapeutische Option, die im nächsten Monat dargestellt werden wird - ist eine indirekte Lymphangiographie unerläßlich. __Die duplexsonographische Darstellung des Fettgewebes zur Differenzierung zwischen Lipödem und Lymphödem durch Darstellung der Marshallschen Spalten bzw. des von Marshall beschriebenen Schneegestöbers, sollte in die Routinediagnostik dringend Eingang finden. __Ein Lipödem ist nicht nur eine klinische Enthität. Es bestehen heute hinreichend einfache und in der Praxis durchführbare apparative Untersuchungsmöglichkeiten zur sicheren Diagnostik dieses Krankheitsbildes. __
Teil 3:_Während Sie in den ersten beiden Kolumnen in Vorbereitung des Kongresses im Juni dieses Jahres in Düsseldorf über Differentialdiagnose und diagnostische Vorstellungen orientiert wurden, darf ich Ihnen heute von den therapeutischen Optionen berichten, die zur Zeit von Krankenkassen finanziert werden. __Das Lipödem wird verstanden als besondere Enthität des Fettzuwachses an den Extremitäten, welches einhergehen kann mit einem lymphostatischen Ödem. Hieraus resultiert, daß zur Zeit die manuelle Lymphdrainage sowie die Kompressionstherapie als therapeutische Option Vorfahrt haben. Die manuelle Lymphdrainage, welche von Vodder in den dreißiger Jahren erstmals beschrieben und durch die Herren Asdonk und Földi ihre Veredlung gefunden haben, dient dazu, die lymphostatische Komponente der Fettgewebsvermehrung der Extremitäten zu therapieren. _Das Ergebnis der Arbeit des manuellen Lymphtherapeuten, der nach entsprechender Grifftechnik im Bereich des Körperstamms sich um die Entödematisierung der Extremitäten bemüht, wird durch Anlegen einer Kompression konserviert. Im akuten Stadium ist hierzu die Bandagierung und Polsterung dringlich angezeigt. _Die Verordnung kann über den behandelnden Arzt und ein entsprechendes Rezept stattfinden. Hierzu bietet die Industrie (Lymphset von der Firma Lohmann-Rauscher) auf einfachem Wege ein komplettes Paket der Kompressionsmaterialien. Nach Dokumentation der manuellen Lymphdrainage und ihres Erfolges durch einfache Umfangsmessungen sind die Patientinnen mit einer Kompressionsbestrumpfung der Klasse II respektive der Klasse III zu versorgen. __Es besteht Einigkeit darin, daß eine Umfangsverminderung weder durch die manuelle Lymphdrainage noch durch die Kompressionsbestrumpfung beim Lipödem erreicht werden kann. Lediglich die Druckschmerzhaftigkeit wird der Patientin genommen. Die manuelle Lymphdrainage und die Kompressionsbestrumpfung müssen lebenslang erfolgen. _Dies stellt eine Crux medicorum dar. Deshalb haben sich viele Kollegen weltweit damit beschäftigt, ob die Entfernung des Fettgewebes selber durch eine Liposuction in Tumeszenzanästhesie nicht im Rahmen der Therapie sinnvoller sei. __Teil 4:_Das Lipödem ist eine Erkrankung bei dessen Behandlung die beiden Kompartimente Fettgewebe und Lymphgefäße in gleicher Weise in Betracht gezogen werden müssen. __Zur Zeit steht neben der konservativen Therapie mit komplexen Entstauungsmaßnahmen die operative Sanierung des Fettes in der Diskussion. Zweifelsohne ist die traditionelle Methode der manuellen Lymphdrainage und anschließender Kompression bei lebenslanger Anwendung erfolgreich in Bezug auf die Entödematisierung und auf die Druckschmerzhaftigkeit. Eine definitive Veränderung ist hier jedoch nicht zu erwarten. Die von Patientinnen oft gewünschte Umfangsverminderung ist auf diese Art und Weise suffizient nicht zu erreichen. __In der von Klein 1987 erstmals beschriebenen Operationstechnik der Liposuction in Tumeszenzanästhesie bietet sich ein Verfahren an, welches seit wenigen Jahren auch beim Lipödem zur Entfernung des dysproportionierten Fettes an Beinen und Armen eingesetzt werden kann. __Die präoperative Diagnostik besteht in der
- klinischen und anamnestischen Untersuchung,
-  der Differenzierung des Krankheitsbildes zwischen Adipositas, Lipohypertrophie und Lipödem inklusive seiner Kombinationsformen,
- dem Ausschluß einer arteriellen Erkrankung,
-       die Darstellung des phlebologischen Status und ggf. die operative Sanierung mit Venenstripping und Minichirurgie. Verödungen sind obsolet.
_Die präoperative Diagnostik beinhaltet weiter eine
-   Lymphszintigraphie und Lymphangiographie.
-       Ein Lymphödem des Beines stellt eine Kontraindikation zur Operation dar.
_Nach neuen anatomischen Untersuchungen, die von Schacht, Regensburg, und Baumeister, München, im Februar 2001 vorgestellt wurden, bieten weder der bisher angenommene "Flaschenhals" am medialen Knie, noch das Lymphgefäßsystem selbst eine Kontraindikation zur operativen Sanierung des Fettes. Es sind jedoch bei der operativen Therapie einige wesentliche Voraussetzungen zu beachten. _Liposuction beim Lipödem ist eine Besonderheit der Fettentfernung und nicht vergleichbar mit der üblichen Liposuction anderer Fettpolster am Körper. Wie üblich sind die mittlerweile international gültigen Richtgrößen einzuhalten:
-       Nicht mehr als 10 Liter Tumeszenz
-        nicht mehr als 5 Liter Aspirat
-        keine Vollnarkosen.
_Operationstaktisch empfiehlt sich
-     achsengerechtes Saugen mit langen Kanülen kleinen Durchmessers,
-        kein Criss-Cross,
-        Berücksichtigung der Resorptionszeiten des Lidocains durch verspätete Freisetzung aus dem verbleibenden Fett,
-        Beachtung der vorgegebenen Maximalgrößen in Tumeszenz und Aspirat.
_Es existieren bis heute keine klinischen Studien und Untersuchungen über die Gefahren bei Liposuction in Tumeszenzanästhesie bei Lipödem-Patientinnen. Eine solche Untersuchung wird zur Zeit in Düsseldorf operierend durchgeführt. __Der Kongress "Lymphe D'dorf" mit dem Thema "Das Lipödem - Fakten, Zahlen und andere Geschichten" wird sich ausschließlich mit dem Krankheitsbild Lipödem beschäftigen. __Die Veranstaltung findet am 09. Juni 2001 im Dorint - Am Rosengarten - in Neuss statt. __Teil 5:_Nachdem wir in den letzten Hinweisen dieser Kolumne die verschiedenen Aspekte von Klinik, Diagnostik und Therapie des Lipödems und seiner Differentialdiagnosen besprochen haben, stelle ich Ihnen heute den Komplex der Beurteilung durch den MDK sowie die Abrechnungsmöglichkeiten der Therapien vor. __Wir werden auf dem Konsensuskongreß "Das Lipödem - Fakten, Zahlen und andere Geschichten" am 09.06.2001 in Düsseldorf intensivst gerade die den MDK betreffenden Fragen darstellen. Die Zielsetzung ist, eine operative Therapie der dysproportionalen Fettmassen in den Kanon der Behandlungsmöglichkeiten einzubinden. __Das Lipödem rangiert in Lehrbüchern unisono als lymphologische Erkrankung. Es ist die Frage zu stellen, ob nicht hierin der grundsätzliche Fehler liegt. Ist das Lipödem wirklich eine lymphologische Erkrankung? Ist es nicht vielmehr eine Erkrankung des Fettgewebes und das Ödem ein sekundäres Lymphödem im Sinne der Transportinsuffizienz des Lymphge-fäßsystems? Es mehren sich die Hinweise, daß Lipödem-Patienten ein vollkommen intaktes Lymphgefäßsystem haben. Die Transportkapazitäten sind oft hochnormal. _Nun, die bisherigen konservativen Therapieansätze bestehen, wie Sie wissen, in manueller Lymphdrainage zur Verminderung dieses Lymphödems und im Tragen der Kompressions-bestrumpfung. Dies mag für die unteren Extremitäten noch akzeptabel sein; für die 30 % der Frauen, welche ein Lipödem der Arme haben, ist dies gänzlich unakzeptabel. Auch ist die Behandlung des Lymphödems beim Lipödem keine kausale Therapie. Um so mehr muß darüber nachgedacht werden, ob die operative Verringerung des Fettgewebes eine dauerhafte und kausale Therapie darstellt. Die Risiken der Tumeszenz-Liposuction sind gut beschrieben, die in diesem Jahr erstmals publizierten Forschungsergebnisse aus München von Prof. Baumeister sprechen weiterhin dafür, in Tumeszenz-Anästhesie gefäßschonend Lipödeme zu operieren. __Die Kosten der manuellen Lymphdrainage und der Bestrumpfung sind selbstverständlich mit den Krankenkassen abgedeckt. Es muß in hinreichendem, aber wirtschaftlich vertretbarem Maße rezeptiert werden. Dies bedeutet bis zu 3mal manuelle Lymphdrainage pro Woche und nach Erreichen eines steady state, Reduktion dieser Frequenz. Dies bedeutet weiterhin die Verschreibung flachgestrickter Kompressionsware, in der Regel Kompressionshosen. Patientinnen nach Liposuction bedürfen in der von mir seit 3 Jahren beobachteten Klientel 6 Monate postoperativ weder einer manuellen Lymphdrainage noch einer Kompressions-bestrumpfung. Daß die Chronizität des Geschehens mit der Liposuction ebenfalls beendet wird, sei eine ernstgemeinte Randbemerkung. __Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat die Aufgabe zu prüfen, ob eine Indikation zur medizinischen Behandlung im Rahmen der gesetzlichen Pflichten der Krankenkassen gegeben ist. Dieser Pflicht kommt der Medizinische Dienst nach, wenn er unter Prüfung der Aktenlage feststellt, ob denn die Diagnose Lipödem vorliegt oder, ob es sich nicht vielmehr auch um die Differentialdiagnosen Lymphödem, Lipohypertrophie, Adipositas oder ähnliches handelt. __Die Behandlungspflichtigkeit besteht für den gesamten Kanon der konservativen Möglichkeiten. Bezüglich der operativen Interventionen ist der Medizinische Dienst der Krankenkassen je nach Gutachterposition in seiner Bewertung different. Ich empfehle dringend als Behandler mit Gutachtern in direkten Kontakt zu treten und mit dem MDK intensiv und direkt zusammenzuarbeiten. Gerade auf dem lymphologischen Gebiet ist die Ausbildung der Ärzte respektive der Gutachter nicht immer aufs beste bestellt. Deswegen ist es wichtig, daß hier an einem gemeinsamen Strang gezogen wird. _Forderungen gegenüber dem MDK aufzustellen, die ihre Begründung vermissen lassen, ist kein vernünftiger Umgang mit den Gutachtern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Inwieweit dann eine operative Intervention als Kassenleistung überhaupt abrechnungs-technisch erbracht werden kann, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Wichtig ist aber, den Medizinischen Dienst und seine Gutachter sukzessive von den Möglichkeiten der operativen Intervention, welche ja eine neue Behandlungsmethode darstellt, und deshalb im Kanon der Behandlungsmethoden bislang nicht aufgenommen ist, zu überzeugen. __Ich freue mich, wenn Ihnen die Kolumnen in den letzten Monaten Geschmack gemacht haben, das Lipödem nicht als unbehandelbare chronische Erkrankung zu betrachten. _Ich bitte Sie, Ihren Patientinnen gegenüber nicht zu äußern "Da haben Sie ein Lipödem, da kann man nichts tun." Bitte überprüfen Sie die Operationsindikation. __Ich lade Sie herzlich ein, zu der Konsensuskonferenz "Das Lipödem - Fakten, Zahlen und andere Geschichten" im Rahmen der Lymphe D'dorf 2001 nach Düsseldorf am 09.06.2001 zu kommen. Wir werden alle relevanten Aspekte der Behandlung des Lipödems zusammentragen und in Diskursen mit vielen Kollegen versuchen, eine für den MDK präsentable Richtlinie zu geben, die zukünftige Begutachtungen leichter gestalten sollten

www.lympho-opt.de _www.lymphnetz.de
www.lymphoedem.co.at/Lipoedem_def.htm
www.cardiovasc.de
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